Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → REPORT
Besuchen Sie die SCHATTENBLICK-Seite bei Facebook.StandardformatDruck- und Kopierformat


BERICHT/094: Wohnstube Meer - Fischfangkompromisse (SB)


"Ein anderes Meer ist möglich!"

Zur Konferenz "über die Grenzen des Blauen Wachstums und die Zukunft der Meere" eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses vom 15. - 17. Mai 2014 im Konsul-Hackfeld-Haus in Bremen

Bericht zum Workshop "Ernährung und Fischereipolitik" und Dr. Rainer Froese darüber, warum der Fischer der Zukunft ein Cyber-Techniker werden muß


Frü­her waren die Fi­sche groß ...

Über­fi­schung ist tat­säch­lich so etwas wie eine Zi­vi­li­sa­ti­ons­er­kran­kung des Mee­res, wenn man den Aus­füh­run­gen des Fi­sche­rei­bio­lo­gen und Ex­per­ten für Po­pu­la­ti­ons­dy­na­mik, aqua­ti­sche Bio­di­ver­si­tät, Bio­geo­gra­fie und Fi­sche­rei­ma­nage­ment des GEO­MAR in Kiel, Dr. Rai­ner Froese [1], folgt. In sei­nem Vor­trag zum Work­shop "Er­näh­rung und Fi­sche­rei­po­li­tik", einer der Ver­an­stal­tun­gen am letz­ten Tag der Bre­mer Ta­gung "Ein an­de­res Meer ist mög­lich" [2] warf er an­ge­sichts der laut FAO 80 Mil­lio­nen Ton­nen Fisch, die

welt­weit pro Jahr ge­fan­gen wer­den, die alar­mie­ren­de Frage auf: "Essen wir die Meere leer?" An­hand von prä­gnan­ten Bei­spie­len und Sta­tis­ti­ken, einem kur­zen Abriß der Fi­sche­r­ei­ge­schich­te und einem Blitz­kurs in Fi­sche­rei­bio­lo­ge konn­te die Ant­wort nur düs­ter aus­fal­len: Nein, es ist viel schlim­mer. Wir haben die Meere nicht nur schon längst leer­ge­ges­sen, wir ver­put­zen nun auch noch das, was ei­gent­lich tabu sein soll­te, den aus exis­ten­ti­el­len Grün­den drin­gend zu er­hal­ten­den letz­ten Rest und das mit­tels EU-Sub­ven­tio­nen unter viel zu gro­ßem Fi­sche­rei­auf­wand ...

An­hand alter Fres­ken (siehe Bild) könne man sehen, daß die glei-

chen Fisch­ar­ten, die man heute nur noch als "klei­ne Fi­sche" kennt, viel grö­ßer ge­we­sen sind. Fi­sche wach­sen ihr Leben lang und das Ma­xi­mal­ge­wicht von Co­ry­phae­na hip­pu­rus, der Gold­ma­kre­le, wird mit 40 kg an­ge­ge­ben, was einer Kör­per­län­ge von etwa zwei Me­tern ent­spricht. Das er­reicht heute keine mehr.

Eine Gruppe von Blauflossen, Thunfischen vor der Küste Siziliens, Italien (Meerestiefe 22 Meter) - Foto: 1989 von Danilo Cedrone (United Nations Food and Agriculture Organization) (http://www.photolib.noaa.gov/htmls/fish2001.htm) [Gemeinfrei], via Wikimedia Commons

Frü­her waren Fi­sche groß, zahl­reich und oft­mals stär­ker als ge­wöhn­li­che Fisch­net­ze.
Foto: 1989 von Da­ni­lo Cedro­ne (United Na­ti­ons Food and Agri­cul­tu­re Or­ga­niza­t­i­on) (http://www.photolib.noaa.gov/htmls/fish2001.htm) [Ge­mein­frei], via Wi­ki­me­dia Com­mons


Fresco eines jungen Fischers, der in beiden Händen einen beachtlichen Fang trägt - Foto: 2008 by Marcus Cyron [CC-PD, gemeinfrei da der Autor schon vor über 100 Jahren verstarb] via Wikimedia

Klei­ne Fi­sche?
In San­to­ri­ni wurde be­reits vor 3600 Jah­ren in­ten­siv ge­fischt. Das zeigt die Fang­grö­ße der Fi­sche, die be­reits klei­ner ist als die von aus­ge­wach­se­nen Gold­ma­kre­len.
Foto: 2008 by Mar­cus Cyron [CC-PD, ge­mein­frei da der Autor schon vor über 100 Jah­ren ver­starb] via Wi­ki­me­dia


Heute fin­det der­je­ni­ge, der auf alten Auf­nah­men sucht, Le­gen­den oder an­de­re mu­sea­le Frag­men­te zu deu­ten weiß und sie nicht für Mär­chen hält, noch An­halts­punk­te, daß die Fi­sche ins­ge­samt viel älter und grö­ßer wer­den konn­ten. Noch zu Zei­ten der ers­ten "Dampf"-Pho­to­gra­phie wur­den Auf­nah­men im Ham­bur­ger Hafen

von ka­pi­ta­len Rie­senthun­fi­schen ge­macht, die laut Dr. Froese gar nicht so be­liebt bei den Fi­schern waren, weil sie ihre Netze zer­stör­ten. He­rings­schwär­me seien weit­hin sicht­bar ge­we­sen, weil sich das Was­ser dun­kel ver­färb­te und von der Ab­luft spru­del­te, wel­che die Fi­sche beim Auf­schwim­men aus ihren Där­men ent­lie­ßen. Zu Paa­rungs­zeit waren die ent­spre­chen­den Mee­res­ab­schnit­te weiß von Fisch­laich. All das sieht man heute nicht mehr.

Ausgewachsener Coryphaena hippurus, der ausgestopft im Fischmuseum hängt und vermutlich mindestens 40 kg Lebendgewicht in besseren Zeiten auf die Waage brachte. - Foto: 2009 by Citron [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Die­ser ka­pi­ta­le Bur­sche hängt im Mu­se­um und zeigt, wie groß Gold­ma­kre­len wer­den kön­nen, wenn man sie läßt.
Foto: 2009 by Ci­tron [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wi­ki­me­dia Com­mons


Mit zu­neh­men­der Nut­zung aller tech­ni­schen bzw. phy­si­ka­lisch-me­cha­ni­schen Er­run­gen­schaf­ten wie Seil­win­den (Winsch), Wind-

kraft oder Dampf­kraft (1880), konn­ten die Fi­sche­rei­boo­te immer grö­ßer wer­den, wei­ter hin­aus­fah­ren und schwe­re­re Netze ein­ho­len. Gleich­zei­tig wur­den, an­ge­fan­gen mit den größ­ten Fi­schen, die Meere ent­lang der Wachs­tums- und Nah­rungs­ket­te mit immer aus­ge­tüf­tel­te­ren Stell- und Schlepp­net­zen all­mäh­lich leer­ge­fischt. Be­reits um 1900 waren die He­rings­schwär­me in der Nord­see über­fischt, er­klär­te Dr. Froese.

Handwerkliche Fischerei in Norwegen zwischen 1940-49 - Foto: by Anders Beer Wilse (1865 - 1949) [Gemeinfrei], via Wikimedia Commons

Frü­her wur­den auch hier gute Fänge mit ge­rin­gem Auf­wand ge­macht ...
Foto: by An­ders Beer Wilse (1865 - 1949) [Ge­mein­frei], via Wi­ki­me­dia Com­mons


Als Ant­wort auf die Über­fi­schung des He­rings sei der Rat der Mee­res­for­schung (In­ter­na­tio­nal Coun­cil for the Ex­plo­ra­ti­on of the Sea (ICES)) am 22. Juli 1902 in Ko­pen­ha­gen ge­grün­det wor­den,

der sich bis heute der wis­sen­schaft­li­chen Über­wa­chung des Fisch­be­stands ver­pflich­tet fühlt. Ak­tu­ell wer­den 110 Fisch­ar­ten über­wacht. Dar­über hin­aus dient er als in­ter­dis­zi­pli­nä­res Forum für alle Fra­ge­stel­lun­gen der Mee­res­for­schung. Das hat al­ler­dings der wei­te­ren Ent­fal­tung der kom­mer­zi­el­len Fi­sche­rei of­fen­bar keine Stei­ne in den Weg ge­legt. Im Ge­gen­teil: Die hier­für im Zuge mo­der­ner Mee­res­for­schung ent­wi­ckel­ten Be­ob­ach­tungs­tech­ni­ken geben der Fi­sche­rei op­ti­sche 3D High­tech-Ver­fah­ren an die Hand, mit denen sie jeden Stein am Boden er­ken­nen und ent­spre­chend er­trag­rei­cher fi­schen kön­nen. Große In­dus­trie­traw­ler könn­ten auf einer Fahrt so viel Fisch fan­gen wie 7000 afri­ka­ni­sche Pi­ro­gen in einem Jahr.

Ex­per­ten ord­nen die ein­zel­nen Mee­res­le­be­we­sen ver­schie­de­nen Er­näh­rungs­stu­fen zu, so­ge­nann­ten tro­phi­schen Ebe­nen. Ganz unten ste­hen My­ria­den von Mi­kro­or­ga­nis­men, auch mi­kro­sko­pisch klei­ne Algen, Dia­to­meen, Di­n­of­la­gel­la­ten und Cya­no­bak­te­ri­en. Sie bil­den das Phy­to­plank­ton, das frei im Was­ser schwebt und Pho­to­syn­the­se be­treibt. Von die­sen "Pri­mär­pro­du­zen­ten" er­näh­ren sich klei­ne­re Kreb­se oder Fisch­lar­ven, das Zoo­plank­ton. Das Zoo­plank­ton nährt wie­der­um klei­ne plank­ton­fres­sen­de Fi­sche, von denen sich wie­der fisch­fres­sen­de Fi­sche einer über­ge­ord­ne­ten tro­phi­schen Ebene er­näh­ren, usw., bis zu den größ­ten Pre­da­to­ren (Raub­fi­schen) des Mee­res. Da dies nicht exakt li­ne­ar statt­fin­det, spricht man nicht mehr von Nah­rungs­ket­ten, son­dern von Nah­rungs­net­zen. In um­ge­kehr­ter Rei­hen­fol­ge fischt der Mensch ent­lang die­ser Netze die größ­ten Fi­sche zu­erst ab, womit er be­reits einen ers­ten er­heb­li­chen Ein­griff in die Mee­resöko­lo­gie vor­nimmt. Jeder wei­te­re "Fisch­raub" be­trifft die un­te­ren tro­phi­schen Ebe­nen, aber auch die noch nicht ge­schlechts­rei­fen und somit nicht aus­ge­wach­se­nen Fi­sche, die bis dahin keine Nach­kom­men pro­du­zie­ren konn­ten ... Wenn wir so wei­ter­ma­chen, mein­te Dr. Froese, blei­ben nur Qual­len und klei­ne Wür­mer und Gar­ne­len

übrig. Selbst Shrimps kön­nen nicht über­all über­le­ben. Vor kur­zem hat die Shrimps­fi­sche­rei in Mo­sam­bik einen star­ken Zu­sam­men­bruch er­lit­ten.

Das Fang- und Verarbeitungsschiff Rudolf Leonhardt übernimmt den Fisch von kleineren Fangschiffen. Hochleistungsfischerei in der ehemaligen DDR. - Foto: 1989 by Jürgen Sindermann Bundesarchiv, Bild 183-1989-1013-029 [CC-BY-SA-3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode] via Wikimedia Commons

Wenn wir so wei­ter­ma­chen, blei­ben nur noch Qual­len, Wür­mer und Gar­ne­len.
Foto: 1989 by Jür­gen Sin­der­mann Bun­des­ar­chiv, Bild 183-1989-1013-029 [CC-BY-SA-3.0 http://creativecommons.org/licenses/by- sa/3.0/de/le­gal­code] via Wi­ki­me­dia Com­mons


Diese Zu­sam­men­hän­ge und auch ent­spre­chen­de Pro­gno­sen hät­ten be­reits Ray Be­ver­ton und Sid­ney Holt 1957 in ihrem ge­mein­sa­men Werk "On the Dy­na­mics of Ex­ploi­ted Fish Po­pu­la­ti­ons" [3] zum Aus­druck ge­bracht. Den­noch wurde wei­ter­ge­fischt "as usual".

Erst 1995 ent­schied sich die Staa­ten­ge­mein­schaft mit der Fisch-

be­stands­ver­ein­ba­rung der Ver­ein­ten Na­tio­nen (United Na­ti­ons Straddling Fish­stock, Agree­ment, UNFSA), künf­tig mit mehr Be­dacht zu fi­schen. Im sel­ben Jahr ver­öf­fent­lich­te die Welt­er­näh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on (Food and Agri­cul­tu­re Or­ga­niza­t­i­on of the United Na­ti­ons, FAO) einen Ver­hal­tens­ko­dex für ver­ant­wor­tungs­vol­le Fi­sche­rei. Das vor­ran­gi­ge Ziel die­ses so­ge­nann­ten Vor­sor­gean­sat­zes (Pre­cau­tio­na­ry Ap­proach, PA) ist es, zu ver­hin­dern, daß ein Be­stand so stark re­du­ziert wird, daß er nicht mehr genug Nach­kom­men er­zeugt. Die Fi­sche­rei­wis­sen­schaft hat für viele kom­mer­zi­ell ge­nutz­te Fisch­ar­ten sogar kri­ti­sche Grenz­wer­te ent­wi­ckelt, mit deren Hilfe Fi­scher im Grun­de nur ent­lang eines fest­ge­leg­ten Li­mits fi­schen müß­ten, um die Be­stän­de und somit den Fisch im Meer zu er­hal­ten. Für die Be­stän­de in den Ge­wäs­sern der EU be­stimmt zum Bei­spiel der EU-Mi­nis­te­rat in jedem Jahr eine Höchst­fang­men­ge (total al­lo­wa­ble catch, TAC). Prin­zi­pi­ell war die­ser Vor­sor­gean­satz eine gute Idee, schei­ter­te aber an dem glei­chen Miß­ver­ständ­nis, das auch noch auf den heute von der Fi­sche­rei­wis­sen­schaft emp­foh­le­nen MSY (Ma­xi­mum sustainable yield) [4] über­tra­gen wurde: Of­fen­bar könn­ten man­che - und ei­ni­ge Fi­sche­rei­mi­nis­ter ins­be­son­de­re - das Wort "Ma­xi­mum" nicht ver­ste­hen, mein­te Dr. Froese. Wie könne das sein, frag­te er, wo doch 'ma­xi­mal' de­fi­ni­tiv einen Grenz­wert be­schreibt. Und Grenz­wert heißt: Mehr geht nicht. Statt des­sen wur­den die fest­ge­setz­ten Grenz­wer­te stets als Ziel­wer­te miß­ver­stan­den. Das sei wie Pfei­le­schie­ßen, er­läu­ter­te Dr. Froese: Statt si­cher­zu­stel­len, daß die Gren­zen nicht über­schrit­ten wer­den, hat die Fi­sche­rei­po­li­tik die Fang­men­gen dicht an diese Gren­ze ge­legt, so daß sie oft ver­letzt wurde. Das heißt, es wurde immer etwas mehr ge­fan­gen, als der Be­stand je­weils ver­kraf­ten konn­te. Auch aus po­li­ti­schen Grün­den wird den Fi­schern oft mehr er­laubt, als Wis­sen­schaft­ler emp­feh­len. Mit dem ein­ma­li­gen Über­schrei­ten des Grenz­werts sinke je­doch au­to­ma­tisch der MSY auf einen ge­rin­ge­ren Wert, so daß das nächs­te Über­schrei­ten des MSY die zwangs­läu­fi­ge Folge sei.

Mehr Fi­sche­rei­auf­wand kos­tet Ge­winn!

Be­son­ders ein­drück­lich läßt sich die immer noch prak­ti­zier­te Miß­wirt­schaft an­hand einer öko­no­mi­schen Pa­ra­bel ab­le­sen, wel­che die ma­the­ma­ti­sche Funk­ti­on aus Fi­sche­rei­auf­wand und Fang­men­ge er­gibt. Am Wen­de­punkt der Pa­ra­bel liegt der MSY, die ma­xi­mal nach­hal­ti­ge Fang­men­ge. Jeder zu­sätz­li­che Fi­sche­rei­auf­wand lohnt sich ab die­ser Gren­ze nicht mehr. In­ter­es­sant würde die Kurve, wenn man sie mit den Kos­ten der Fi­sche­rei ver­gleicht und dar­aus die Ge­winn­span­ne für die Fi­scher ab­lei­tet. Man könne so­fort sehen, daß der größ­te Ge­winn, die ma­xi­ma­le Ge­winn­span­ne für den Fi­scher und somit die öko­no­misch sinn­vol­le Fang­men­ge, weit unter dem MSY-Grenz­wert liegt. We­ni­ger fi­schen be­deu­te also mehr Ge­winn.

Die Fang­flot­te der EU treibt hin­ge­gen einen ge­wal­ti­gen Fi­sche­rei­auf­wand unter hohen Kos­ten, der sich auf dem ab­stei­gen­den Ast der Pa­ra­bel be­fin­det, kurz vor der Zu­sam­men­bruchs­gren­ze der Fi­sche­rei­be­stän­de, was nur durch ent­spre­chen­de Fi­scher­ei­sub­ven­tio­nen und einer Fi­sche­rei­po­li­tik mög­lich ist, die auf Vet­tern­wirt­schaft und Old-Boys-Netz­wer­ken be­ru­he. Man habe dem Druck der Fi­sche­rei­lob­by nicht stand­ge­hal­ten und das Fi­schen bis zu der äu­ßers­ten Gren­ze er­laubt.


Es gibt noch Hoff­nung oder Die Fi­sche haben das Wach­sen nicht ver­lernt.

Dr. Froese, der immer ein Kri­ti­ker der EU-Sub­ven­ti­ons­po­li­tik war, sieht die neue­re Fi­sche­rei­po­li­tik der EU in­zwi­schen auf einem bes­se­ren Kurs. Dazu hät­ten vor allem die wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­er­geb­nis­se bei­ge­tra­gen, die aber jetzt erst an­ge­mes­sen

Das deutsche Fabrikschiff Kiel der Deutschen Fischfang Union ist 92 Meter lang und 15 Meter hoch. - 2008 By Ra Boe (selbst fotografiert DigiCam SP-550 UZ) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Stei­gen­der Fi­sche­rei­auf­wand ren­tiert sich auch nur bis zu einer be­stimm­ten Gren­ze.
2008 By Ra Boe (selbst fo­to­gra­fiert Di­gi­Cam SP-550 UZ) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wi­ki­me­dia Com­mons


in die Po­li­tik ein­ge­hen und vor allem von drei Frau­en ernst ge­nom­men wer­den, der EU-Kom­mis­sa­rin Maria Da­ma­na­ki, Isa­bel­la Lövin (einer schwe­di­schen Jour­na­lis­tin, die Ant­wor­ten für das Ver­schwin­den des Ka­bel­jaus ge­sucht hat) und Ul­ri­ke Ro­dust im Fi­sche­rei­aus­schuß des EU-Par­la­ments.

Eine Kurve in einem Koordinatensystem. An der X-Achse ist der Fischereiaufwand aufgetragen. Die Y-Achse stellt die Fangmenge da. Der Scheitelpunkt ist der MSY. Eine weitere lineare Funktion, die Fischereikosten, schneidet die Parabel auf dem absteigenden Ast. Die Fischbestände der EU liegen auf dem gleichen unteren Abschnitt der Kurve. - Grafik: 2014 by R. Froese mit freundlicher Genehmigung (aus dem Vortrag: Essen wir die Meere leer)

We­ni­ger Fi­schen ist mehr Ge­winn.
Gra­fik: 2014 by R. Froese mit freund­li­cher Ge­neh­mi­gung (aus dem Vor­trag: Essen wir die Meere leer?)



Fra­gen an den Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler Dr. Rai­ner Froese

In der an­schlie­ßen­den Dis­kus­si­on wurde deut­lich, daß durch­aus frag­lich ist, ob der ein­ge­schla­ge­ne Kurs auch in der nächs­ten Le­gis­la­tur­pe­ri­ode unter Kar­me­nu Vella in einem si­che­ren Hafen lan­det. Denn es gäbe noch die "Old Boys" der Fi­sche­rei­po­li­tik, die sich an die Ver­gan­gen­heit klam­mer­ten und alles dafür tun wür­den, die alten Macht­ver­hält­nis­se wie­der ein­zu­set­zen.

Diese In­ter­es­sen­ver­stri­ckun­gen füh­ren dazu, daß ei­ni­ge Un­ter­su-

chun­gen, z.B. über die un­te­ren tro­phi­schen Ebe­nen, feh­len und somit viele Fak­to­ren in die Be­rech­nun­gen der Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler nicht ein­ge­hen kön­nen, weil nur die For­schung ge­för­dert wird, die mit eß­ba­rem Fisch zu tun hat. Im An­schluß an die Dis­kus­si­ons­run­de er­klär­te Dr. Froese dem Schat­ten­blick, warum die Er­geb­nis­se der Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler immer ein wenig zu Guns­ten der Fi­scher in­ter­pre­tiert wer­den ...

Schat­ten­blick (SB): Als Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler sehen Sie, wie es um die Fisch­be­stän­de steht, und en­ga­gie­ren sich für einen re­sour­cen­scho­nen­de­ren Fisch­fang. Wür­den Sie sich auch als Fisch­schüt­zer be­zeich­nen?

Foto: © 2014 by Schattenblick

'Die Fi­sche haben das Wach­sen noch nicht ver­lernt.'
Dr. Rai­ner Froese im Vor­trag
Foto: © 2014 by Schat­ten­blick


Dr. Rai­ner Froese (RF): In ge­wis­ser Weise. Ich bin in mei­nem ers­ten Leben zur See ge­fah­ren, auf Tan­kern und Han­dels­schif­fen und so wei­ter, bis ich eines Tages keine Lust mehr hatte, das Tank­was­ser über Bord zu pum­pen und mich statt des­sen der Er­näh­rung aus dem Meer wid­men woll­te. Ich habe also die Sei­ten ge­wech­selt, von der Ver­schmut­zung des Mee­res zur Er­näh­rung aus dem Meer. Von daher, ja, bin ich Fisch­schüt­zer. Ich sage ab und zu, die Fi­sche schul­den mir etwas, weil ich zum Bei­spiel immer wie­der Tage oder Wo­chen­en­den im Ein­satz dafür ver­brin­ge, daß wir die Fi­sche ver­nünf­tig nut­zen, daß wir nicht mehr um­brin­gen als für einen be­stimm­ten Fang not­wen­dig, daß wir sie bei der rich­ti­gen Größe fan­gen, und daß wir die, die wir nicht haben wol­len, gar nicht erst fan­gen.

SB: Wären das für Sie auch die wich­tigs­ten Kri­te­ri­en für eine nach­hal­ti­ge Fi­sche­rei oder was wür­den Sie genau dar­un­ter ver­ste­hen?

RF: Nach­hal­ti­ge Fi­sche­rei ist, wenn wir die Fi­sche nur bei der Größe fan­gen, bei der sie schon mehr­fach ab­ge­laicht und ihr Wachs­tum quasi ab­ge­schlos­sen haben, bei der sie also be­reits ihren Bei­trag für die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on ge­leis­tet haben. Dann kön­nen wir sie ent­neh­men. Wenn wir das tun, dann soll­ten wir das auch noch auf die kos­ten­güns­tigs­te Weise tun. Also die op­ti­ma­le Lö­sung ist, den Fi­schen den ge­rings­ten Scha­den zu­zu­fü­gen, was we­ni­ger Kos­ten ver­ur­sacht als die der­zei­ti­ge Pra­xis. Es ist er­staun­li­cher­wei­se in der Fi­sche­rei tat­säch­lich so, daß Öko­no­mie und Öko­lo­gie Hand in Hand gehen. Das ist kein Wi­der­spruch. Wenn ich es öko­no­misch op­ti­mie­re, habe ich es auch öko­lo­gisch op­ti­miert. Es ist ei­gent­lich dumm, daß wir Men­schen das nicht tun.

SB: Wie weit rei­chen die Über­le­gun­gen in der EU über das neue

Kon­zept, se­lek­ti­ve­res Fang­ge­rät und bei­spiels­wei­se Netze mit in­no­va­ti­ven Ma­schen­öff­nun­gen zur Pflicht zu ma­chen? [5]

RF: Das wird kom­men. Der Fi­sche­rei­fond ist ziem­lich groß. Die Sub­ven­tio­nen, von denen ich sprach, sind bis­her nicht ver­rin­gert wor­den. Sie sind immer noch viel zu hoch. Aber der Fi­sche­rei­fond soll ver­mehrt dazu ein­ge­setzt wer­den, neue Ge­rä­te zu be­schaf­fen, um die Um­stel­lung auf neue Fang­tech­ni­ken zu fi­nan­zie­ren, also den Fi­schern zu hel­fen, sich auf neue, scho­nen­de­re Me­tho­den um­zu­stel­len. Wer jetzt schlau ist, soll­te das nut­zen und Vor­rei­ter wer­den und an die Groß­händ­ler ver­kau­fen, die so etwas haben wol­len. Also wenn die Fi­sche­rei­lob­by­is­ten etwas schlau­er wären, ein biß­chen an­ti­zi­pie­ren oder auf den Markt ach­ten wür­den und letzt­lich zwei Jahre vor­aus­den­ken könn­ten, dann wären die alle dafür. Dann wür­den sie jetzt die Gel­der für die Um­stel­lung nut­zen, um dann Pro­duk­te zu haben, die sich auch zu einem hö­he­ren Preis ver­kau­fen las­sen. Das wäre klug. Statt des­sen hal­ten sie an der Ver­gan­gen­heit fest.

SB: Könn­ten Sie sich vor­stel­len, daß sich die Fi­sche­rei­tech­no­lo­gie und die Fisch­fang­me­tho­den voll­stän­dig ver­än­dern? Wie könn­te oder soll­te die Fi­sche­rei in fünf­zig oder hun­dert Jah­ren aus­se­hen?

RF: Dazu habe ich ein­mal eine Uto­pie ge­schrie­ben, die fin­den Sie auf mei­ner Web­sei­te. [6] Die Idee da­hin­ter ist, daß man feste Fal­len ver­wen­det, durch wel­che die Fi­sche durch­schwim­men kön­nen. Darin könn­ten Ka­me­ras in­stal­liert wer­den, über die der Ver­brau­cher zum Bei­spiel im In­ter­net die Falle be­ob­ach­ten kann. Wenn die Leute dann einen Fisch sehen, den sie essen wol­len, las­sen sie per Knopf­druck die Falle zu­schnap­pen. Der Fisch wird ent­nom­men und di­rekt ge­ges­sen be­zie­hungs­wei­se scho­nend ge­tö­tet, frisch ver­ar­bei­tet und dann an den Ver­brau­cher ge­schickt.

Das würde gehen. Alles, was dazu tech­nisch nötig wäre, gibt es heute schon. Man müßte es nur wol­len und ma­chen.

Also die Fi­sche­rei der Zu­kunft würde aus fes­t­in­stal­lier­ten Fang­an­la­gen be­ste­hen. Man könn­te damit si­cher­stel­len, daß exakt nur die An­zahl der Fi­sche ent­nom­men würde, die man haben will mit der rich­ti­gen Fang­grö­ße und ohne jeden Bei­fang. So könn­ten sie auf di­rek­tes­tem Weg dem mensch­li­chen Ver­zehr zu­ge­führt wer­den.

Taucher beim Versuch, einen Tunfisch mit einem Netz einzufangen - by Danilo Cedrone (United Nations Food and Agriculture Organization) (http://www.photolib.noaa.gov/htmls/fish2003.htm) [Gemeinfrei], via Wikimedia Commons

Se­lek­ti­ver Fisch­fang? Der Fi­scher als Jäger ...
Foto: by Da­ni­lo Cedro­ne (United Na­ti­ons Food and Agri­cul­tu­re Or­ga­niza­t­i­on) (http://www.photolib.noaa.gov/htmls/fish2003.htm) [Ge­mein­frei], via Wi­ki­me­dia Com­mons


SB: Sie sag­ten, es sei noch eine Uto­pie, aber die Tech­nik schon vor­han­den. Wür­den Sie diese Art zu fi­schen denn auch heute

schon be­für­wor­ten?

RF: Ja, die Grün­de hatte ich be­reits an­ge­deu­tet. Wir wol­len fri­schen Fisch und eine gute Qua­li­tät haben und soll­ten daher wirk­lich nur die Fi­sche fan­gen, die wir auch di­rekt ver­zeh­ren. Ei­gent­lich haben wir die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten, das zu tun. Wir kön­nen ja auch einen Rover auf dem Mars steu­ern, mein Gott, warum kön­nen wir dann nicht die Fi­sche fan­gen, die wir haben wol­len? Warum müs­sen wir denn den gan­zen Boden um­pflü­gen und 80 Pro­zent an­de­rer Tiere um­brin­gen für die 20 Pro­zent, die wir essen wol­len. Das macht doch kei­nen Sinn. Wenn wir die Fi­sche sechs Stun­den über den Bo­den­grund schlep­pen, wo sie in dem Netz ge­quetscht wer­den, dann ist die Qua­li­tät ja auch nicht mehr be­rau­schend. Oder wenn die Fi­sche 24 Stun­den tot in einem Kie­men­netz hän­gen. Also, wir ma­chen es im Au­gen­blick so schlecht, wie man es nur ma­chen kann, ob­wohl wir die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten haben, es viel scho­nen­der zu ma­chen und eine viel bes­se­rer Qua­li­tät zu er­zie­len.

SB: Wenn man nur die Ziele gute Qua­li­tät und den Er­halt des Fisch­be­stands be­trach­tet, scheint das eine ein­leuch­ten­de Me­tho­de zu sein. Wenn ich mir al­ler­dings vor­stel­le, daß man es ge­wis­ser­ma­ßen hoch­tech­no­lo­gisch per Fern­steue­rung und mit Ro­bo­tern oder ähn­lich tech­ni­schem Gerät ma­chen müßte, kommt es dem Laien doch sehr auf­wen­dig vor. Wurde denn schon mal auf den En­er­gie­ver­brauch um­ge­rech­net, was es kos­ten würde, auf diese Weise einen Fisch zu fan­gen und ob sich das Ganze in rea­lis­ti­schen Maß­stä­ben be­wegt?

RF: Ich habe das nicht be­rech­net, aber klar ist doch, daß wir im Au­gen­blick mit die­ser ak­ti­ven Fi­sche­rei, wo wir Schlepp­net­ze zie­hen, Was­ser fil­tern und so wei­ter, viel zu viel En­er­gie ver­brau­chen. Und die Haupt­kos­ten, also zwei Drit­tel der Fi­sche­rei­kos­ten,

wer­den in Die­sel, also Treib­stoff in­ves­tiert. Das kann so nicht wei­ter­ge­hen.

Es gibt jede Menge pas­si­ver Fang­ge­rä­te. Das sind Fal­len oder Reu­sen, die man jeder Zeit raus­neh­men kann, in denen die Fi­sche leben. Die Fi­sche, die ich nicht haben will, kann ich wie­der zu­rück­set­zen, die ich will, nehme ich. Das sind ver­nünf­ti­ge Me­tho­den, die ken­nen wir, die haben wir in der Ver­gan­gen­heit an­ge­wandt. Wir müs­sen sie nur ein biß­chen neu den­ken, mo­der­ni­sie­ren, noch mehr ak­tua­li­sie­ren. Dann sind wir auf dem rich­ti­gen Weg.

SB: Sie sag­ten vor­hin daß in­zwi­schen mehr auf Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler ge­hört wird, daß aber die Folge davon sei, daß die Wis­sen­schaft mehr fi­scher­ei­freund­li­che Sta­tis­ti­ken schafft. Wie läßt sich die­ser Zu­sam­men­hang er­klä­ren? Ist die Fi­sche­rei­wis­sen­schaft in dem Sinne keine freie For­schung?

RF: Der Druck kommt von der Fi­sche­rei­lob­by, die sehr gute Dräh­te in die Mi­nis­te­ri­en hat. Die meis­ten Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­ler, etwa 95 Pro­zent, sind bei den Mi­nis­te­ri­en an­ge­stellt. Das muß nicht di­rekt sein, aber zu­min­dest ar­bei­ten sie bei einer Be­hör­de oder bei einem In­sti­tut, die für das Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um oder Fi­sche­rei­mi­nis­te­ri­um tätig sind. Das ist auch in Deutsch­land so. Das Thü­nen-In­sti­tut [7] wird haupt­säch­lich vom Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um fi­nan­ziert. Und die Lobby muß nur beim Mi­nis­ter an­ru­fen, wenn ihnen ir­gend­et­was nicht ge­fällt, was die ma­chen, und dann be­kom­men sie Druck. Das wie­der­um haben die Wis­sen­schaft­ler be­reits so ver­in­ner­licht, daß sie gar nicht mehr dar­über nach­den­ken. Es ist ihnen schon ge­wis­ser­ma­ßen in Fleisch und Blut über­ge­gan­gen, so daß jeder zwei­te ihrer Sätze damit an­fängt: "Oh, wir müs­sen aber sehen, daß un­se­re Fi­scher ...", und das ist oft ex­trem kurz­sich­tig. Man denkt immer nur an die

Fänge im nächs­ten Jahr, aber nicht an die Fänge in drei Jah­ren. Wenn man das tun würde, könn­te man eine ganz an­de­re Fi­sche­rei vor­schla­gen und be­trei­ben. Wenn man nur zwei, drei Jahre wei­ter in die Zu­kunft den­ken würde. Das wird bis­her nicht ge­macht, das muß sich än­dern.

SB: Aber die Wis­sen­schaft­ler hät­ten schon die Ex­per­ti­se, das Wis­sen dar­über, oder müßte sich auch die For­schung ins­ge­samt än­dern?

RF: Die For­scher haben das Wis­sen dar­über, sie ken­nen die Mo­del­le. Aber im Zwei­fels­fall wird hier nicht für den An­ge­klag­ten - das wäre hier der Fisch - ge­ur­teilt, im Zwei­fels­fall wird hier immer für den Fi­scher ge­ur­teilt, und das ist falsch.

SB: Und wie ließe sich die­ser Feh­ler kor­ri­gie­ren? Gibt es schon ir­gend­wel­che Über­le­gun­gen oder An­sät­ze dazu, hier ein Um­den­ken ein­zu­lei­ten?

RF: Das ist schwie­rig. Im Grun­de sind der Rat und die Ar­beits­grup­pen, der von den Fi­sche­rei­wis­sen­schaft­lern ge­teilt wird, re­la­tiv offen. Daran müß­ten jetzt im Grun­de die ent­spre­chen­den Ex­per­ten der NGOs teil­neh­men, die auch an­de­re An­sich­ten ver­tre­ten. Das wäre mög­lich. Aber na­tür­lich sagen die NGOs zu Recht: "Wir sind da über­for­dert, Leute, wir kön­nen auch nicht alles ma­chen, so viel Geld haben wir schließ­lich auch nicht. Wir kön­nen nicht Ex­per­ten ein­stel­len und sie wo­chen­lang zu Sit­zun­gen schi­cken, um da un­se­re Stel­lung­nah­me ab­zu­ge­ben." - Aber so­lan­ge das nicht pas­siert, fehlt eben der Ge­gen­druck, der kom­men müßte. Mei­ner An­sicht nach ist das je­doch nur eine Frage der Zeit, daß es pas­sie­ren wird. Wir sind auf dem rich­ti­gen Weg. Nach­dem wir jetzt mit der Fi­sche­rei-Re­form einen klei­nen Sieg er­run­gen haben, wird es erst­mal wie­der ein biß­chen in die an­de­re

Taucher mit Maske, Neoprenanzug neben einer lebenden Goldmakrele, die er an den Seitenflossen festhält. Beide schauen in die Kamera - Foto: 2009 by King damus (http://www.flickr.com/photos/kingdamus/3794571112) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Und das Mes­ser sieht man nicht ...
Null Fi­sche­rei­auf­wand - tech­no­lo­gie­ge­stütz­te Jagd
Foto: 2009 by King damus
(http://www.flickr.com/photos/kingdamus/3794571112) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wi­ki­me­dia Com­mons


Rich­tung gehen. Wir müs­sen zu­se­hen, daß wir wie­der die Kurve krie­gen, und der Ge­samt­trend in die rich­ti­ge Rich­tung geht.

SB: Vie­len Dank, Herr Dr. Froese.


Anmerkungen:


[1] Der 1952 geborene, weltweit anerkannte Fischereibiologe des GEOMAR in Kiel hat in vielen Veröffentlichungen und Vorträgen die Überfischung der Weltmeere dokumentiert und Lösungsansätze zum langfristigen Erhalt der Bestände erarbeitet. Zusammen mit Daniel Pauly entwickelte er die Datenbank FishBase (www.fishbase.org). Seit 1990 ist er deren Projektleiter und Koordinator. Fischbase ist die größte und am meisten frequentierte Internetplattform für Fischerei im Internet. Froese war außerdem Gründungsmitglied von "Species 2000" und des Ocean Biogeographic Information System (OBIS), das Teil des Projekts "Census of Marine Life" war. Derzeit koordiniert er verschiedene Projekte, deren Ziel die Erstellung eines ersten globalen Atlas des Lebens im Ozean ist (www.aquamaps.org). Dr. Rainer Froese war ein engagierter Kritiker der gemeinsamen Fischereipolitik der Europäischen Union und mit seiner wissenschaftlichen Expertise auch einer der Wegbereiter im Vorfeld der neuen EU-Fischereireform. Siehe auch sein Interview mit dem Schattenblick am 27. August 2012 im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des NABU im Kieler Landtag "Stoppt die Überfischung! Europas Weg zu einer nachhaltigen Fischerei".
http://www.schattenblick.de/infopool/umwelt/report/umri0027.html

[2] Zur Konferenz "Ein anderes Meer ist möglich!" sind bisher in
INFOPOOL → UMWELT → REPORT
folgende Berichte und Interviews unter dem kategorischen Titel "Wohnstube Meer" erschienen:

BERICHT/073: Wohnstube Meer - verletzt man nicht ... (SB)
Ein Einführungsbericht zur Bremer Konferenz
BERICHT/085: Wohnstube Meer - die See, die Arbeit und der Lohn (SB)
Die Billigflaggenkampagne der ITF

INTERVIEW/104: Wohnstube Meer - Messies, Müll und Therapien ..., Kai Kaschinski im Gespräch (SB)
INTERVIEW/105: Wohnstube Meer - Pflege, Sorge, Schutz und Leben ..., Thilo Maack im Gespräch (SB)
INTERVIEW/106: Wohnstube Meer - erst sterben die Fische ..., David Pfender (WDC) im Gespräch (SB)
INTERVIEW/107: Wohnstube Meer - Mitgeschöpfe ..., Tharaka Sriram im Gespräch (SB)
INTERVIEW/108: Wohnstube Meer - Forschung tut not ..., Meeresbiologin Antje Boetius im Gespräch (SB)
INTERVIEW/109: Wohnstube Meer - Umsicht, Rücksicht, starke Regeln ..., Prof. Dr. Uwe Jenisch im Gespräch (SB)
INTERVIEW/110: Wohnstube Meer - fragen, bitten und nicht nehmen ..., Rosa Koian aus Papua-Neuguinea im Gespräch (SB)
INTERVIEW/114: Wohnstube Meer - Plastik zum Dessert ..., Nadja Ziebarth (BUND) im Gespräch (SB)
INTERVIEW/115: Wohnstube Meer - Ungebremst' Zerstörungswucht, Menschen bleibt da nur die Flucht ..., Maureen Penjueli aus Fidschi im Gespräch (SB)
INTERVIEW/127: Wohnstube Meer - Ausweg und Sackgasse ..., Helmut Dietrich im Gespräch (SB)
INTERVIEW/130: Wohnstube Meer - dem Meer, dem Land, dem Rest der Welt ..., der Seevölkerrechtler Erik van Doorn im Gespräch (SB)
INTERVIEW/135: Wohnstube Meer - Rost und Gift den Armen ..., Patrizia Heidegger im Gespräch (SB)
INTERVIEW/138: Wohnstube Meer - Weitsicht, Umsicht und bedachtes Fischen ..., Dr. Annika Mackensen im Gespräch (SB)
INTERVIEW/144: Wohnstube Meer - Seltene Erden, seltener Mensch ..., Lisa Rave im Gespräch (SB)
INTERVIEW/146: Wohnstube Meer - Pionier- und Technikgeist, der dem Meere Wunden reißt ..., Dr. Kim Detloff im Gespräch (SB)

[3] Beverton, R. J. H., and Holt, S. J. 1957. On the Dynamics of Exploited Fish Populations. Fishery Investigations Series II. Ministry of Agriculture, Fisheries and Food, London.

[4] Der Maximum Sustainable Yield (MSY) ist der verbesserte zentrale Grenzwert für gleichzeitig optimale und nachhaltige Fischerei und legt die größtmögliche Fangmenge, die langfristig entnommen werden kann, ohne die Produktivität des Bestands zu reduzieren, fest.

[5] http://ec.europa.eu/fisheries/documentation/magazine/mag34_de.pdf

[6] http://www.fishbase.de/rfroese/

Die Utopie finden Sie in dem folgenden Aufsatz:
http://www.fishbase.de/rfroese/cluster_essay_d_froese.pdf

"Das Fischereigerät der Zukunft besteht hauptsächlich aus intelligenten, ferngesteuerten Fallen, die nur die gewünschten Arten in der erforderlichen Größe und Qualität fangen. Händler können den Fisch in der Falle sehen und können ihn gezielt zum Kauf auswählen. Fische, die in kurzer Zeit keinen Käufer finden, können wieder freigelassen werden. Verkaufte Fische hingegen werden aus den Fallen entnommen, schnell und schmerzfrei getötet und binnen 24 Stunden zum Verbraucher befördert. Die Fallen und die Fischerboote für den Service werden mit regenerativer Energie betrieben, sind hochautomatisiert und überwiegend ferngesteuert. Die Fischer der Zukunft sind fast alle Techniker, die von Land aus ihre Anlagen betreiben und warten."

[7] Das Thünen-Institut, vollständiger Name: "Johann Heinrich von Thünen-Institut - Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei", ist eine selbständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit Hauptsitz in Braunschweig.

22. Oktober 2014